Integration von Flüchtlingen -eine Aufgabe für alle Bürger

Gemeinsames Projekt der Lionsclubs in der Region

Die Integration von Flüchtlingen kann und darf nicht allein Sache des Staats sein, sie ist vor allem auch eine Aufgabe der Zivilgesellschaft und nur im gemeinsamen Handeln und in gemeinsamer Kraftanstrengung wird sie gelingen. Wir, die deutschen Lions, sind hier aufgrund unserer ethischen Grundsätze in besonderer Weise gefordert. Unser Leitspruch we serve – wir dienen bestimmt unser Handeln. Als Lions haben wir uns verpflichtet, dem Gemeinwohl zu dienen und Mitmenschen in materieller oder seelischer Not zu unterstützen, insbesondere dann, wenn staatliche Mittel und Ressourcen nicht ausreichen. Kriegsflüchtlinge und politisch verfolgte Asylsuchende bedürfen unserer Hilfe. Dies gilt noch dringlicher, wenn es sich um minderjährige Flüchtlinge handelt, die ohne ihre Eltern bei uns Zuflucht suchen.

2_Muehlenholz                          Freizeittreff der Stadt Leipzig „Mühlenholz“

Um die Kräfte der Leipziger Lions –unser Club gehört zur Leipziger Zone- zu bündeln, hat der Lionsclub Leipziger Ring clubübergreifend und in Zusammenarbeit mit der Präventionsabteilung der örtlichen Polizei es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit der Polizei eine Intergrationsmaßnahme speziell für den Personenkreis der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge durchzuführen und finanziell zu unterstützen. In den ersten zwei Modulen informieren Polizeibeamte die Jugendlichen zunächst über die wichtigsten Vorschriften, die im Straßenverkehr gelten, über die Grundrechte und Grundpflichten, das staatliche Gewaltmonopol, die Befugnisse der Polizei, Grenzen des polizeilichen Handelns, das Notwehrrecht des Einzelnen sowie mögliche Hilfen in Notsituationen. Die Teilnahme am Unterricht ist für die Jugendlichen, die insoweit der deutschen Schulpflicht unterliegen, verbindlich.

Nach dem 2. Modul erhalten sie ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme an der Maßnahme.

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                           Wochenplan für die minderjährigen Flüchtlinge

Im dritten Modul können die Teilnehmer unter Führung von Mitgliedern unserer Lionsclubs und mit Hilfe eines Dolmetschers das erlernte theoretische Wissen in der Praxis in einem sog. „Stadtspaziergang“ anwenden.

Manfred Feißt, Clubmitglied der Borsdorfer Lions, hat seine Erfahrungen nach dem von ihm am 16.Februar durchgeführten „Stadtspaziergang“ in einem Bericht festgehalten, der in Auszügen wiedergegeben wird:

Im Rahmen des Präventionsprojekts der Polizeidirektion Leipzig, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gezielt auf die tatsächliche und rechtliche Situation in Deutschland vorzubereiten, habe ich heute mit 7 Jugendlichen aus Afghanistan den planmäßig vorgesehenen „Stadtspaziergang“ von der Gemeinschaftsunterkunft „Mühlenholz“ über die Bornaische Straße, Karl-Liebknecht-Straße zum Polizeirevier Südost in der Richard-Lehmann-Straße durchgeführt. Ich hatte den Eindruck, dass gerade die Station „Polizeirevier“ zum Abbau von Ängsten vor der Polizei beigetragen hat. Alle Jugendlichen haben im Übrigen den Praxistest mit gutem Erfolg bestanden.

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Polizeirevier Südost

Nach Beendigung des Rundgangs habe ich die Jugendlichen angehalten, die schulische Ausbildung ernst zu nehmen und nach Möglichkeit eine berufliche Ausbildung anzustreben. Was dann folgen kann: Gutes Geld verdienen, heiraten, eine Familie gründen, Kinder bekommen. Gerade die letztgenannten Punkte stehen, wie ich den Gesprächen entnehmen konnte, ganz oben auf ihrer persönlichen Wunschliste.

An der Reaktion der Jugendlichen und der fast herzlich zu nennenden Verabschiedung konnte ich erkennen, dass mein Appell sehr gut angekommen war.

Als hilfreich erachte ich, dass aus unserem Engagement als Lions für die jungen Menschen die deutsche Zivilgesellschaft erkennbar wird.

Ich hatte den Eindruck, dass auch die Polizeibeamten und die Sozialarbeiter der Stadt die Unterstützung durch die Lions in besonderer Weise würdigen.

Auch ich wurde belohnt, durch neue Erfahrungen, Abbau eigener Vorurteile und dem Erleben von Dankbarkeit.

Manfred Feißt