Aus dem Innenleben eines Lions Club

Hauptmeeting des LC Borsdorf-Parthenaue mit den Schwerpunkten Universitätsbibliothek Leipzig und Umsetzung des Bolognaprozesses an der Uni Leipzig

Die Lions Clubs treten im öffentlichen Raum regelmäßig durch das Sammeln von Spenden für gemeinnützige Zwecke in Erscheinung. Daneben treffen sich die Mitglieder neben dem (fakultativen)  Zwischenmeeting einmal im Monat zu einem sog. (obligatorischen) Hauptmeeting, an dem meist auch die Partnerinnen der Mitglieder teilnehmen. Für Außenstehende mag es von Interesse sein, welche Themen und interne Aktivitäten das Clubleben zusätzlich ergänzen. An der Lionsbewegung interessierte Mitbürger können auch aus eigenem Antrieb den Kontakt zu Lions suchen.

Für das Hauptmeeting des Monats März standen der Besuch der Universitätsbibliothek Leipzig und ein Vortrag zur Umsetzung der Leitlinien des „Bolognaprozesses“ an der Universität Leipzig auf dem Programm.

Mit Diplombibliothekar Karl-Frieder Netsch (zweiter von rechts) stellte sich ein exzellenter Fachexperte vor, der die Geschichte der Bibliothek von den Anfängen bis heute sowie den aktuellen Stand anschaulich zu vermitteln wusste.

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Nach der Konfiszierung des Leipziger Dominikanerklosters St. Pauli schenkte Herzog Moritz von Sachsen 1543 die Buchbestände des Klosters und weiterer aufgelöster Klöster des Landes der Universität Leipzig , die so zum Grundstock der neuen Einrichtung wurden. Die Bibliothek wurde im „Paulinum“, einem aufgestockten Gebäude des ehemaligen Paulinerkloster untergebracht.

Mit dem enormen Anwachsen der Bücherbestände wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Neubau erforderlich. Dieser wurde 1891 seiner Bestimmung übergeben und nach dem Landesherrn König Albert von Sachsen „Bibliotheca Albertina“ benannt.

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Im Zweiten Weltkrieg zu zwei Drittel zerstört wurde das Hauptgebäude der Bibliothek von 1992 bis 2002 aufwändig rekonstruiert. Dabei wurde die Außenfassade des nach Entwürfen von Arwed Roßbach im Neorenaissancestil gestalteten Gebäudes  originalgetreu wieder hergestellt.

Der Gesamtbestand der Bibliothek umfasst 5,4 Millionen Einheiten, (in der Hauptbibliothek ca. 3.4 Millionen und ca. 400.000 in Freihandbereichen) sowie rund 6500 aktuelle Zeitschriften. Den Besuchern stehen 800 Leseplätze zur Verfügung.

Aus der Frühzeit des Buchdrucks besitzt die Einrichtung 3600 Werke von unschätzbarem Wert. Weitere 8700 Handschriften dokumentieren den geistigen Reichtum.

Mannigfache Ausstellungen aus eigenem Bestand zu alten Schriftkulturen ergänzen das Angebot der Universitätsbibliothek, das auch der allgemeinen Öffentlichkeit frei zugänglich ist.

Der Bolognaprozess und die Umsetzung der Leitlinien an der Universität Leipzig war das Thema unseres Clubmitglieds, Lionsfreund Dr. Mathias Schwarzmüller, der als Leiter des zentralen Prüfungsamtes der philosophischen Fakultäten intimer Kenner der Materie ist.

Dr. SchwarzmüllerMit dem sog. Bolognaprozess -beginnend 1999- verfolgen mittlerweile 46 Staaten das Ziel der Harmonisierung ihrer universitären Bildungssysteme auf dem Weg zur gegenseitigen Anerkennung von Prüfungsabschlüssen. Dadurch soll insbesondere auch die Mobilität der Lernenden und Lehrenden gefördert werden. Die Universität Leipzig hat sich sehr frühzeitig für die Teilnahme an diesem Projekt entschieden. Eine wichtige  Voraussetzung  bestand zunächst darin, die Bachelor- und Master-Studiengänge modular zu strukturieren.

Die bisher gewonnenen Erfahrungen geben keinen Anlass für Euphorie und machen eine Nachsteuerung durch die Politik notwendig. Die Mobilität der Studierenden ist weiterhin unzureichend. Dem Bachelorabschluss mangelt es in Wirtschaft und Industrie weitgehend an Akzeptanz. Das Betreuungsverhältnis (Anzahl der Lehrenden zur Anzahl der Lernenden) ist nachhaltig zu verbessern. Die Umsetzung des ehrgeizigen Vorhabens bis 2010 ist nicht gesichert.

Fazit des Referenten: Bis zur Realisierung der Leitlinien liegt noch ein weiter Weg vor den Universitäten und Fachhochschulen.