Der Auftrag eines Militärgeistlichen im Rahmen von Bundeswehreinsätzen

Der katholische Militärpfarrer im Standort Leipzig, Pfarrer Bohne, berichtet über seine Erfahrungen und Erlebnisse in Afghanistan

Pfarrer Bohne eröffnete seinen Vortrag mit dem Selbstverständnis eines Militärgeistlichen in der seelsorgerischen Begleitung der Soldaten im Rahmen von Kampfeinsätzen der Bundeswehr. Die Militärseelsorge verstehe sich nicht als Ergänzung zur psychologischen Betreuung der Soldaten, sondern kümmere sich über die Gottesdienste hinaus um Menschen in Not z.B. bei Partnerschaftskonflikten oder sonstigen persönlichen Krisen. Die Geistlichen haben keinen Soldatenstatus. Sie tragen zwar die gleiche militärische Uniform wie die Soldaten, aber ohne Dienstgradabzeichen. Als Geistliche erkennbar sind sie durch das Kreuz auf der Schulterklappe.Ebenso wie die Soldaten und gemeinsam mit ihnen werden auch die Militärgeistlichen in speziellen Lehrgängen gezielt auf das Einsatzland, dessen Kultur, Sitten und Gebräuche, insbesondere die zu beachtenden Verhaltensregeln vorbereitet.

Der Einsatz des Bundeswehrkontigents, das Pfarrer Bohne begleitete, begann am 11.11.2007 in Feyzabad und dauerte bis zum Tag der Rückreise am 25.02.2008. Für viele Soldaten (darunter auch solchen ohne Bezug zur Kirche) sei der Besuch der Gottesdienste selbstverständlich gewesen, teilweise könnte man sogar von einem aktiven Gemeindeleben sprechen. Die Gottesdienste wurden im „Haus der Stille“ gefeiert, der Begriff „Kirche“ wurde wegen islamischer Befindlichkeiten vermieden. Im ansprechend gestalteten  Kirchenraum wurde eine Figur des Heiligen Michaels, den deutsche Fallschirmjäger gestiftet hatten, aufgestellt.

Um die Not verwitweter Frauen in einem Frauenhaus zu lindern, wurde von den Soldaten spontan eine Hilfsaktion eingeleitet, die mit Spenden aus der Heimat einen Erlös über 3000,00 EUR erbrachte. Die hierzu vorgeführten Bilder veranschaulichten die Not dieser Frauen in eindrücklicher Weise.

Die Bundeswehr ist trotz der besonderen Gefahrenlage an einem Dialog mit den Afghanen interessiert. So gab Pfarrer Bohne dem privaten Radiosender Amoo ein Interview zu Fragen der Tätigkeit eines Geistlichen im Lager, des Glaubenslebens der Deutschen, der persönlichen Einstellung zum Islam und der Meinung zum Wiederaufbau des Landes.

Nach dem Interview kam es zu einer Begegnung mit dem für Glaubensfragen zuständigen Direktor für Hadj-Angelegenheiten in der Provinz Bachadschan. Der Direktor, ein gebürtiger Tatschike, war außerordentlich gebildet und mit den Verhältnissen in der DDR vertraut. So erkundigte er sich, wie es möglich war, in einem atheistisch ausgerichteten Land Theologie zu studieren. Er bestand auf einem Besuch des Hauses der Stille und bewunderte das Fastentuch, das die Leipziger Künstlerin Angelika Pohler geschaffen hatte. Von Seiten des Islams sei dagegen nichts einzuwenden.

Die folgende Diskussion verlief sehr lebendig und verdeutlichten dem Referenten das enorme Interesse der Zuhörer an seinem Vortrag.

Der Präsident des LC Borsdorf-Parthenaue Dr. Thomas Schmidt dankte Pfarrer Bohne herzlich für seinen beeindruckenden Vortrag und überreichte ihm den Clubwimpel.

Pfarrer Bohne